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Kölkebeck

Dieses ist die Beschreibung der Bauerschaft Kölkebeck.

Hausstätten- und Höfeliste

[Kölkebecker Hausstätten- und Höfeliste]

(Anmerkung : Da um 1820 Kölkebeck und Bokel zum Teil gemeinsame Hausnummern geführt haben, können hier alte Hausnummern doppelt belegt sein.)

Literatur

Buch : Kölkebeck, Werner Schlüpmann (1925 - 2021)

Geschichte

Der Name des Ortes entstammt einer Kombination aus „Kölke“, was auf plattdeutsch eine strudelnde Vertiefung in einem Fließgewässer beschreibt, und „Beck“, was „Bach“ bedeutet. Der heutige Laibach/Rhedaer Bach hieß früher Kulkenbecke, und die Gegend Kulkenbroich („Broich“ ist plattdeutsch für „Bruch“). Im Ravensberger Urbar von 1556 wird Kölkebeck erstmals als quasi eigenständige, aber in enger Beziehung zu Bokel stehende Bauerschaft urkundlich erwähnt: „Burschaft Boeckel und wonen uff der Kulkenbecke“.

Die erste Besiedlung fand spätestens im 15. Jahrhundert statt. Der Graf von Ravensberg als Landesherr, oder der Nachfolger Herzog von Jülich, Kleve und Berg, Graf von der Mark und Ravensberg, verpflanzten im ausgehenden Mittelalter, wohl zeitlich versetzt, mehrere leibeigene Bauernfamilien in diese unwirtliche Gegend im Grenzgebiet zum Bistum Münster. Der nördlich gelegene Barrelmeyerhof mit einer Sonderstellung, war wohl bereits lange vorher gegründet. Als zweite Gründung ist der Settelmeyerhof (heute Keller) anzunehmen. Bis dahin, und jahrhundertelang in großen Arealen bis in die Neuzeit hinein, war „Kulkenbroke“ eine Wildnis oder Halbwildnis, bestehend aus Erlenbruchwäldern und ähnlichen Biotoptypen, mit vereinzelten offenen Sümpfen, Heideflächen und Eichen-Birkenwäldern. Der Laibach und der Künsebecker Bach, vom Teutoburger Wald kommend, war reich an Wasser das ganze Jahr durch, und mäandrierte in großen Schleifen durch eine Bruchlandschaft, dort wo sich heute der Schulbusch, der Mühlenteich und das ehemalige Anwesen Stolte befinden. Der gesamte Einzugsbereich des heutigen Ellerbrokgrabens, einem künstlichen Entwässerungssystem der Neuzeit, war feucht und unwirtlich, bis nach Brockhagen hin. Diese Gegend wurde im Mittelalter, wenn überhaupt, zur Jagd, zum Holzeinschlag oder zur Eichelmast von Halle und Bokel aus genutzt. Der Edelherr von Tatenhausen war der Lehensnehmer des Grafen von Ravensberg für den Bereich Bokel, und die Hofstellen dieser Gegend waren ihm gegenüber hörig. Die später gegründeten Hofstellen in Kölkebeck sind allerdings dem Grafen von Ravensberg und dessen Nachfolgern unmittelbar hörig gewesen. Es muss sich also um eine Gründung vom obersten Lehnsherrn gehandelt haben, unabhängig von Tatenhausen. Wann genau die ersten Höfe in diesem Ravensberger Grenzgebiet zum Territorium des Klosters Marienfeld gegründet wurden lässt sich bislang nicht feststellen. Erste urkundliche Erwähnung finden die Kölkebecker Urhöfe in der Kirchenvisitation des Herzogs von 1533 und im Ravensberger Urbar von 1556.

Die Bauern übergaben den Hof, wie in Westfalen üblich, zumeist an den jüngsten Sohn. Der Grundherr (der Herzog als Graf von Ravensberg) konnte nur bei Misswirtschaft und aus anderen schwerwiegenden Gründen intervenieren. Eigentum der Bauern an den Höfen im heutigen Sinne gab es bis 1808 nicht. Sie erhielten lediglich das Nutzungsrecht im Gegenzug für Geldzahlungen, Frondienste und Sachleistungen. Der Großteil der Flächen wurde bis 1797 als Allmende von allen Bauern gemeinsam bewirtschaftet. Die Grenzlage dieser Höfe zwischen der Grafschaft Ravensberg und den Besitztümern des Klosters Marienfeld legt nahe, dass der Landesherr mit ihrer Gründung seine vorhandenen Gebietsansprüche gegenüber dem prosperierenden Kloster und dessen Landesherrn, dem Bischof von Münster, zementieren wollte. Das Kloster war im Mittelalter sehr aktiv und gründete, erbte oder kaufte viele Hofstellen. Diese Aktivitäten mögen den Grafen von Ravensberg veranlasst haben ebenfalls Höfe in dieser abgelegenen Gegend zu gründen. Beim sehr abseits gelegenen und möglicherweise viel älteren Barrelmeyer kommt als Gründungshintergrund hinzu, dass dieser als Aufseher für die riesigen weitestgehend unbesiedelten Waldgebiete südwestlich von Halle eingesetzt wurde. Dieser sogenannte Barrelbusch war seit alters her für ungeregelten Masteintrieb von Halle und Bokel aus genutzt worden. Vom Barrelbusch ist heute nur noch ein kleiner Teil vorhanden. Im 16. Jahrhundert galt wohl die gesamte Halbwildnis südwestlich von Bokel und südlich von Hörste als „Barllbusch“.

Der Totalverlust sämtlicher Aufzeichnungen aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg – vom herzoglichen Urbar abgesehen – lässt darauf schließen, dass marodierende Horden nicht nur einmal über die einsam gelegenen Höfe herfielen. Vom benachbarten Kloster Marienfeld ist bekannt, dass es mehrfach überfallen wurde und zeitweise aufgegeben werden musste. Der Landesherr wechselte um 1614, als die Grafschaft Ravensberg im Ergebnis des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits an Brandenburg-Preußen fiel. Erst um 1706 findet Kölkebeck wieder urkundliche Erwähnung, und zwar im Contributionsregister, einer Steuerliste, die zur Unterhaltung des königlichen Heeres (Preußen) diente. Die Zahl der Höfe war auf 24 angestiegen. Um diese Zeit wird Kölkebeck auch eine selbstständige Bauerschaft. Die Wassermühle und der dazugehörige Teich wurde um 1722 auf Anweisung der preußischen Verwaltung unter Friedrich Wilhelm I. errichtet. Die Bauern des Ortes schichteten einen ovalen Damm auf und stauten auf diese Weise den Laibach/Rhedaer Bach. Somit entstand auch die Umflut, welche den Laibach am Mühlenteich aufspaltet und die sogenannte Kölkebecker Insel entstehen lässt. Unter Friedrich dem Großen fand zwischen 1797 und 1799 die große Markenteilung der Allmende statt. Diese großen, bislang von den Bauern gemeinsam bewirtschafteten oder ungenutzten Flächen wurden einzelnen Höfen zur Nutzung und Urbarmachung zugewiesen. Die Bedeutung der einzelnen Höfe wuchs dadurch stark an, ebenso der Arbeitskräftebedarf. Um diesem gerecht zu werden errichteten die Bauern zahlreiche Heuerlingshäuser (Kotten). Aus dieser Zeit stammen im Wesentlichen die heutigen Eigentumsverhältnisse und Wege. Noch 1929 gab es 20 Bauern mit insgesamt 35 Heuerlingsstellen. Das Heuerlingswesen in Kölkebeck endete 1982 mit dem Pachtvertrag des letzten Kötters, Ruwwe für den Hof Dallmeyer.

Um 1807 wurde Kölkebeck durch die Inthronisierung Jérôme Bonapartes, eines Bruders Napoleons, als König von Westphalen „französisch“. Beginnend mit einem königlichen Dekret von 1808 wurde die Eigenbehörigkeit für alle Bauern die sich noch nicht freigekauft hatten schrittweise aufgehoben. Die althergebrachte Grundherrschaft des Landesherrn wurde zwar für aufhebbar erklärt, dies konnte aber nur individuell in langwierigen Ablösungsverträgen gegen Zahlung einer Geldsumme geschehen. Um 1813 fiel die alte Grafschaft Ravensberg und damit auch Kölkebeck zurück an Preußen. Die Aufhebung der Leibeigenschaft und andere Modernisierungen der Jérôme-Zeit blieben aber in Kraft. Um 1816 wurde Kölkebeck eine Gemeinde im Kreis Halle (Westfalen), Regierungsbezirk Minden der Provinz Westfalen des Königreichs Preußen, und bekam einen Gemeindevorsteher. Diese Eigenständigkeit blieb auch nach der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen 1946 erhalten. Kölkebeck im 20. und 21. Jahrhundert Die erste befestigte Straße Kölkebecks ist die Kölkebecker Straße zwischen dem Kriegerdenkmal und der Gütersloher Straße in Bokel. Der bisherige Sandweg wurde 1910 mit einer festen Packlage aus Kalkstein und einer Schotterdecke aus Grauwacke versehen. So war sie noch bis in die 1950er Jahre.

Im Rahmen des Bielefeld-Gesetzes wurde die früher selbstständige Gemeinde 1. Januar 1973 in das Gebiet der Stadt Halle (Westf.) eingemeindet.

Dokumente

Karten

Kölkebeck, Katasterkarte 1825 Besitzstand (Richard Schluckebier 1954)

Kölkebeck, Katasterkarte 1825 Kultur, (Richard Schluckebier 1954)

Stadt Halle im Kreis Gütersloh

Die ehemalige Bauerschaft Kölkebeck in ihrer heutigen Struktur.

Kölkebeck, siehe: Maps

Verweise

Auskünft

Unterlagen zu den Häusern befinden sich im Stadtarchiv Halle.

Stadtarchiv Halle

Heimatverein

Heimatverein Halle

Auskünfte oder weitere ausführliche Unterlagen in digitaler Form zu einzelnen Höfen erhalten Sie unter:

                  kkih1221@westfalenhoefe.de
wiki/halle_koelkebeck.txt · Zuletzt geändert: 2022/04/11 21:43 von michael

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