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wiki:mangelsdorf_buergermeister_guetersloh

Emil Mangelsdorf

*14.09.1839 , † 25.07.1925

1874-1908 Bürgermeister der Stadt Gütersloh

Emil Friedrich Gottlob Mangelsdorf wurde am 14. September 1839 in Prenzlau/Uckermark als ältestes von 12 Kindern des Hauptlehrers der städtischen Schule geboren. Nach dem vorzeitigen Ende des Gymnasiumbesuchs begann er auf dem Prenzlauer Landratsamt eine Ausbildung zum Verwaltungsbeamten, die er 1859 abschloss. Als „Intendantur-Anwärter“ in der Heeresverwaltung wurde er 1860 zum 7. Armeekorps nach Münster versetzt, wo er 1865 zum Sekretär befördert wurde. 1866 nahm er am Krieg gegen Österreich teil und erhielt neben dem Erinnerungskreuz den Königlichen Kronenorden 4. Klasse. Ein Jahr später heiratete er, aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor. Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 gehörte Mangelsdorf zum Vorstand der Feldintendantur der Korpsartillerie. Bei der Belagerung der Festung Metz im Herbst 1870 erkrankte er an Typhus. Als Folge der Erkrankung musste er 1874 seinen Abschied aus der Armee nehmen, für seine Verdienste wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Kl. verliehen.

Zur gleichen Zeit war die Bürgermeisterstelle in Gütersloh ausgeschrieben, da der bisherige Amtsinhaber, Louis von Schell, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen musste. Von den sechs Bewerbern erhielt Mangelsdorf den Zuschlag. Am 13. März 1874 trat er seine neue Stelle an, die er so lange wie kein anderer, 34 Jahre lang, ausübte. In Sachen Stadterweiterung und Stadtentwicklung erwarb er bleibende Verdienste.

In den Jahren der Industrialisierung und des rasanten Bevölkerungswachstums - bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 1908 vergrößerte sich die Zahl von 4300 auf 7500 - gelang es ihm, die Voraussetzungen für die erst 1910 vollzogene Eingemeindung des Amtes Gütersloh und der Bauerschaft Kattenstroth in die Stadt herzustellen und die Infrastrukturen erheblich zu verbessern. Die Teutoburger Wald-Eisenbahn wurde gebaut, 1906 der Hof Osthus an der Verler Straße zur Erweiterung des Stadtparks angekauft, die Straßen ausgebaut und mit Bürgersteigen versehen, die Ausfallstraßen befestigt, das Gaswerk erweitert und das Wasserwerk errichtet. Er rief die Gütersloher Spar- und Leihbank, die heutige Volksbank, ins Leben und setzte sich für die Gründung des Lehrerseminars, der Höheren Töchterschule, der Fortbildungsschule (Berufsschule) und der Reichsbanknebenstelle, später Filiale der Landeszentralbank, ein. Dank seiner Fürsprache wurde das Amtsgerichtsgebäude an der Königstraße errichtet und das Katasteramt von Wiedenbrück nach Gütersloh verlegt. Er förderte den Bau von Arbeiterwohnungen, die Errichtung der Volksbadeanstalt Carl-Hahn-Stiftung an der Friedrichstraße und der Volksbücherei, der heutigen Stadtbibliothek.

1890 rief der liberal-konservative Mangelsdorf die Neue Gütersloher Zeitung ins Leben, als Konkurrenz zur bereits bestehenden national-konservativen Gütersloher Zeitung. Bereits 1862 betätigte er sich als Parlamentsstenograf im Westfälischen Provinziallandtag, dem er später 18 Jahre lang als Abgeordneter des Kreises Wiedenbrück angehörte. Von 1886-1909 war er Kreistagsabgeordneter und Mitglied des Kreisausschusses, von 1908-1913 Kreisdeputierter. Über die Entwicklung des Kreises veröffentlichte er 1910 ein Buch. Als Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr begleitete er deren Einsätze mit energischen Kommandos. 1908 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ehrenmitgliedschaften der Bäckerinnung, des Geflügelzucht- und Tierschutzvereins, des örtlichen Stenographenvereins Stolze-Schrey, des Ravensberger Kreises und des Münsterschen Vereins zeichneten ihn ebenso aus, wie weitere allgemeine Ehrenzeichen: der Rote Adler-Orden 4. Klasse und der 1907 aus Anlass seines 50-jährigen Dienstjubiläums verliehene Kronenorden 3. Klasse. 1908 schied er aus Gesundheitsgründen aus dem Amt. Während des 1. Weltkrieges diente der 75-jährige als Oberleutnant der Landwehr und Mitglied der Königlichen Lazarettkommission im Vereinslazarett zu Bethel bei Bielefeld. Am 14. März 1924 erhielt der pflichtbewusste und patriarchalische Altbürgermeister anlässlich seines 85. Geburtstages die Ehrenbürgerschaft der Stadt. Am 25. Juli 1925 erlag er einem Herzleiden.

Quellen

Text und Bilder : Stadtarchiv Gütersloh BB01062, Kreisarchiv Gütersloh D 04-633

Literatur

Mecking, Sabine: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965-2000, München 2012 (Studien zur Zeitgeschichte 85) Merschjohann, David: „Umgekrempelt“. Die kommunale Gebietsreform in Ostwestfalen-Lippe (1966-1975), Paderborn 2022 (Forschungen zur Regionalgeschichte 88)

  • Weitere Informationen erhalten Sie unter :
                          archiv@kreis-guetersloh.de

Verweise

wiki/mangelsdorf_buergermeister_guetersloh.txt · Zuletzt geändert: 2023/12/08 16:46 von michael

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